Der Prophet Jesaja schreibt es klar und deutlich, ja er ruft es laut aus: „Was krumm ist, soll gerade, was hüglig ist, werde eben“ (Jesaja 40,4). Das sind Worte, die eine tiefe Sehnsucht nach Heilung, nach Heil, nach Gerechtigkeit in sich tragen. Eine Sehnsucht nach Gerechtigkeit im Alltag, in der Politik, in der Gesellschaft.
Da wo sich vernunftbegabte Menschen guten Willens mit einem Sensus für Gerechtigkeit zusammengetan haben, ist die Staats- und Regierungsform der Demokratie entstanden. Diese aber ist sehr zerbrechlich und anfällig, wenn nicht ständig darauf aufgepasst wird.
Die Versuchung, einfach mal die Macht zu übernehmen, und das dann auch noch mit Hilfe des Militärs, ist offensichtlich sehr groß und das haben wir in der Menschheitsgeschichte immer wieder erlebt, so auch diese Woche hier im Land. Es ist einzig und allein den Tausenden Menschen guten Willens zu verdanken, die in der Nacht auf Mittwoch sofort zum Parlament geeilt sind, dass das Kriegsrecht hier nur für ein paar Stunden Geltung hatte – das demokratisch gewählte Parlament hat sich dadurch durchsetzen können.
Ich habe tiefen Respekt vor dieser großen Leistung des koreanischen Volkes.
Demokratie baut auf den universellen Menschenrechten auf, die alle Menschen unabhängig von Herkunft, Status oder Religion einschließen. In diesem Licht erscheint Demokratie nicht nur als politisches System, sondern als ein Weg, göttliche Gerechtigkeit auf Erden anzustreben.
Das ist das Ziel: Gottes Reich den Menschen näher zu bringen, zu ermöglichen, dazu einzuladen. Das geht ja auch am besten, wenn es dafür die notwendige Freiheit gibt. Ohne Zwang, ohne Missbrauch von Macht, ohne einen Putsch.
Jesaja ermutigt uns dazu, uns aktiv für eine gerechtere Welt einzusetzen, in der Wahrheit und Freiheit triumphieren – denn das Heil Gottes kann in jedem Bemühen um Frieden und Gerechtigkeit aufscheinen.
Es gibt noch so viel Krummes und Hügeliges. Setzen wir uns ein für eine Welt, in der die Sehnsucht Jesajas nach und nach erfüllt wird. Auch hier auf der Halbinsel. Dem südlichen Teil. Und auch dem nördlichen Teil.
Ihr und euer Diakon Edgar