Die Ruinen von St. Paul sind das offizielle Wahrzeichen Macau’s, Mauerreste der beruhmten Muttergottes Kirche (Mater Dei) des St. Paul Kollegs der Jesuiten, gegründet durch den Italiener P. Alessandro Valignano, SJ, im Jahr 1594. Sie gilt als erste Universität Suedostasieans. Ueber 600 Missionare Sudostasiens wurden hier ausgebildet in der Lateinschule, in Philosphie und Theologie. Macau gilt als älteste Mutterdiozese Sudostasiens, gruendet am 23. Januar 1576 durch die Bulle von Papst Gregor XIII. Die Diözese spannte sich damals von Macau ueber China, Japan, Korea, bis nach Vietnam, und war der Erzdiözese Goa unterstellt.
Macau wurde zu einem wichtigen „Scharnier“ zwischen Ost und West. So vieles hat hier in Macau seinen Anfang genommen. Der Hl. Francis Xavier starb unweit von Macau auf einer Insel in 1552. Dreissig Jahre spaeter im Jahre 1582 erreichte P. Matteo Ricci SJ Macau und lernte hier Chinesische und begann den so wichtigen Dialog mit der Chinesischen Kultur. P. Alexander Rhodes SJ hat hier jahrelang gelebt, der die heutige lateinische Schrift Vietnam‘s entwickelte. Rev. Robert Morrison (Presbyter) hatte hier seinen Stützpunkt zur Übersetzung der Bibel ins Chinesische. Die ersten Priester Koreas wurden in Macau ausgebildet, z.B. P. Andreas Kim. Und Ho Chi Min hatte hier 1935 eine wichtige Parteiversammlung.
Die Missionare wurden auch 2-mal ausgewiesen von Macau, von der eigenen Portugiesischen Kolonialmacht. Das mag dazu beigetragen haben, warum die Kirche im Jahre 1834 abgebrannt ist, und nun nur ein Mauer als Ruine übrig ist. Die philipinischen Gastarbeiter nennen die Kirche „The Broken Church“ (“Let us meet at the Broken Church”). Es ist interessant, dass diese RuineN heute auch das säkulare Wahrzeichen von Macau sind, die sogar mehr Besucher anzieht als das Resort „Venetian“ mit seinem riesigen Hotel, Austellungszentrum, Konzerthaus, Einkaufzentrum, Restaurants und einem Casino. Der Italienische Schriftsteller Umbert Eco hat das grosse interkulturelle Charisma von Macau in einem Interview gut auf den Punkt gebracht: die Fassade von St. Paul ist in der Tat in der Vielfalt von Asiatischer und Europäischer Architektur und Theologie ein sprechendes Zeugnis von der Fruchtbarkeit eines Dialogs, der nicht zerstört werden kann. Macau hat nur 700,000 Einwohner, aber es kommen an die 34 Millionnen Besucher pro Jahr. Die meisten machen Halt bei den Ruinen von St. Paul. Ein magischer Anziehungspunkt, vielleicht wegen einer gewissen „verletzlichen Offenheit“ die diese Ruinen zeigen, Zeugnis von einer eher demütigen Kirche. So weht auch heute der Geist Gottes wie Er will, in aller menschlicher Schwachheit hindurch. Welch eine troestliche Botschaft der Kirche „Mater Dei“ von Macau.
P. Prof Dr. Franz Gassner SVD